Sudelbuch Bernd Schwerdt,Mein FAZ-Fragebogen, Antworten von Bernd Schwerdt auf  nicht gestellte Fragen im FAZ-Fragebogen ,promession,ohrenlider,ent-/verhüllung,labyrinthe,
Rupert

Private Homepage von Bernd Schwerdt, Hamburg                  

work in progress:


1975 war ich das erste Mal in Nigeria. Dort lernte ich Rupert kennen. Rupert, ein britischer Staatsangehöriger mit indischen Wurzeln. Er glich in Aussehen und Statur dem jungen Mahatma Gandhi. Also, so wie wir den jungen Gandhi von Fotos kennen. Kurzgeschnittene graue, dichte und geölte Haare, links gescheitelt. Dazu lustige, listige blaue Augen mit Lachfalten, schlank und mit einem hellbraunen Teint, unter den Augen etwas dunkler. Rupert trug immer ein frisch gebügeltes und gestärktes weisses Oberhemd, das er bis über die Ellenbogen akkurat hochkrempelte. Rupert war bereits so um die 60 Jahre alt. und ich glaube, ich greife jetzt vor, wenn ich behaupte, niemals mehr einen patenteren, gescheiteren, witzigeren ..... Mann getroffen zu haben, als jenen Rupert. In ihm vereinigten sich die Traditionen des Commonwealth, verbunden mit der Ruhe, Toleranz, dem Witz und der Ausgeschlafenheit eines Mahatma Gandhi. Besonders in Erinnerung sind mir die unvergleichliche Art Ruperts, Konversation zu treiben.Das war für mich etwas, um das ich Rupert beneidete, nämlich die Kunst des “small talks”. Da war nichts nur so dahergesagt, um die Zeit zum Dinner zu überbrücken, sondern mit dem Gin Tonic in der Hand wurde dann auch philosophiert und das eine oder andere Bonmot gezündet. Da war es egal, ob Rupert davon erzählte, wie er in England als einer der wenigen männlichen Mitglieder eines Chores ..... von sich sagte, sich in vielen handwerklichen Disziplinen gute Kenntnisse erarbeitet zu haben, aber in keinem Handwerk ein Meister zu sein.........
oder wie mein väterlicher Freund Schorsch aus Vierlanden zu sagen pflegte: “Du kannst ruhig dumm sein, du musst dir nur zu helfen wissen.”
Aber es war nicht nur die Art, über welche Dinge er sprach, sondern diese wundervolle Melodie, mit der er sein Englisch fliessen liess...fast so, als würde T.S. Elliott ein Gedicht vortragen.


Eine sehr schöne Geschichte, in der Rupert ein wenig mit den teilweise verkrusteten und starren Traditionen und der Vorliebe für Titel der Engländer spielt. Mit der Vergabe von schmeichelhaften Ehrentiteln hatten die englischen Kolonialherren seinerzeit indischen Maharadschas vorgegaukelt, jetzt im britischen Königreich angesehene Personen zu sein.

 Es passiert auf der Ausreise von Rupert und seiner Familie aus England nach Nigeria. Damals gab es noch keine Flugverbindungen nach Nigeria, so dass die Ausreise per Schiff vonstatten ging. Von Southampton im Süden Englands nach Lagos zu den Apapa Quays so in der Mitte der 1960’er Jahre.
Um von England nach Nigeria mit dem Schiff zu reisen, bediente man sich meist den regelmäßig verkehrenden Frachtschiffen, die sich darauf eingerichtet hatten, neben der Fracht auch immer eine gewisse Anzahl von Passagieren auf die 10-tägige Reise zu den Apapa Quays in Lagos mitzunehmen.
Auf dem Hauptdeck, vor dem Eingang zum Restaurant, so erzählte Rupert, befand sich eine grosse Tafel, auf der alle Reisenden mit ihren Namen und Titel eingetragen waren.......MBA, Dr....; prof dr.......

FOTC
.Auch an Bord befindet sich der Vorsitzende des Expatriate-Clubs mit seiner Gattin, einer etwas aufdringlichen und über die Massen neugierigen Person. An einem Abend dieser Reisen beim Captain’s Dinner wird er von seiner Tischnachbarin, der etwas aufdringlichen und extrem neugierigen Gattin des Hafenkommandanten, die die Namen und Titel der Mitreisenden auf der Tafel vorher genau studiert hat, gefragt....but please tell me, what does FOTC stand for? “Oh”, sagte Rupert, das ist mein wichtigster Titel. Den bekam ich , sagt Rupert augenzwinkernd, seinerzeit von meinem Vater kurz vor seinem Tod verliehen. Das ist mein wichtigster Titel überhaupt. “Ja, nun sagen Sie schon, was das für ein Titel ist, von dem ich noch nie gehört habe”. Rupert lächelte die Dame an und antwortete verschmitzt “It is very simple.....”.....FOTC stands for ......


to be continued

 

Einen Titel muss der Mensch haben. Ohne Titel ist er nackt und ein gar grauslicher Anblick.
Kurt Tucholsky