Bernd Schwerdt Freiherr von Sandröja, Friherre av Sandröja, "pecunia non omelette",Medhamn,Sandröja,"Bacillus scandinavicus", "Schwedenvirus","Schweden-Virus",
SCHWEDEN

Private Homepage von Bernd Schwerdt, Hamburg                  

Mit dem “bacillus scandinavicus”, der harmlosen Form, die sich in der Regel in der Sehnsucht nach hellen Sommernächten,in denen man gern verrückte Dinge anstellt, nach Seen in denen sich der Himmel spiegelt, nach dem Geruch von Holzfeuer und frisch gebackenen Zimtschnecken kanelbullar (Rezept) äussert, habe ich mich wohl als 14-jähriger Bub bei meiner Tante Inge in Norwegen infiziert. Und, Gott sei Dank, hat mich diese Leidenschaft nie wieder losgelassen. Da geht es mir vielleicht wie 97% der deutschen Urlauber, die wieder nach Skandinavien fahren würden. Die restlichen 3% sind angeblich gleich dort geblieben.
Diese 6-wöchigen Sommerferien damals im August 1961 (in Berlin wurde am 13. August 1961 die Mauer gebaut) in Norwegen bei meiner Tante auf dem Land waren für mich als Stadtkind etwas ganz Besonderes und haben mich, so kann ich heute sagen, sehr verändert.
Zur Zeit der bevorstehenden Heuernte habe ich damals tagelang mit meinem Onkel sein Pferd in den Wäldern gesucht. Die Pferde der Bauern laufen mit einer Glocke um den Hals frei herum und werden “eingefangen”, wenn sie zur Heuernte oder zum Transport der Holzstämme im Wald gebraucht werden. Also gingen wir zu den Nachbarhöfen und fragten, ob man unser Pferd gesehen hat. Wie in Skandinavien üblich, wurde dann erst einmal in der Küche kokkaffe getrunken und Neuigkeiten ausgetauscht und viel geplaudert und gelacht. Und ich bekam von all den Geschichten nichts mit. Schon damals habe ich mir fest vorgenommen, daß sich das ändern sollte, aber dazu an anderer Stelle mehr. Und eher beiläufig erfuhren wir, daß unser Pferd vor einigen norwegerTagen beim Hof am oberen See gesehen wurde.

 Gefunden haben wir es einige Tage später auf einer von Wald eingerahmten Wiese. Ich durfte zurückreiten. Einen Sattel hatten wir natürlich nicht dabei. Also mußte ich mich an der Mähne festhalten. Und Onkel Leif ermunterte das Pferd mit einem Klaps zu einem Galopp. Mir tat tagelang der Hintern weh und mein Gang, so scherzten die Leute im Dorf, soll ganz stark an John Wayne erinnert haben.

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Anfang der 70’er kam ich erneut mit dem “bacillus scandinavicus” in Berührung, diesmal allerdings mit der ungleich gefährlicheren schwedischen Variante, die in schweren Fällen mit Hauskauf endet.
Vorausgegangen waren einige Aufenthalte in Schweden Ende der 60’er mit einem Freund, mit dem ich den Kriegsdienst verweigert hatte. In einer Zeit des Aufbegehrens gegen das “establishment”, gegen den Vietnam-Krieg und Grosskonzerne wie Coca Cola, mit dem Kopf voller Flausen wollten wir am Liebsten nur mit einer Blockflöte und einem Rucksack voller Haschisch in den Bergen einer griechischen Insel wandern und unseren Frust wie Anthony Quinn in “Alexis Sorbas” wegtanzen. Wir waren total fasziniert von der toleranten und offenen Art der Schweden. Anfang der 70’er war Schweden reich, gab sich neutral und schrieb gern Rezepte, wie die Welt zu verbessern sei. Wie man allerdings miteinander umging und das besondere Verhältnis zu Kindern hat großen Eindruck auf uns gemacht. Schon auf der Fähre konnte man erkennen, welches die schwedischen Kinder waren, die ungeniert herumtollten, während die deutschen Kinder sich in der Nähe der Eltern aufhielten. Taten sie es nicht, dann gab es Ermahnungen. Das hat sich im Laufe der letzten 40 Jahre glücklicherweise geändert.
Nach einigen Jahren der Skandinavien-Abstinenz (Heirat, mehrere Jahre in West- und Südafrika und in der Schweiz, Geburt des Sohnes) brach Anfang der 90’er der “bacillus scandinavicus” erneut und sehr heftig aus. Diesmal die weit gefährlichere Varainte, die zu einem Hauskauf führt. Anfang 1996 kaufte ich also das Haus Sandröja in Medhamn in Värmland, und habe es bis heute nicht bereut. Ganz im Gegenteil..
Värmland gehört sicherlich zu den schönsten Landschaften Schwedens. Die berühmteste Värmländerin ist Selma Lagerlöf. Eigentlich sollte sie (1906) nur ein Erdkundebuch schreiben, aber mit der wunderbaren Idee, Schweden aus der Perspektive eines Däumlings auf dem Rücken einer Gans zu beschreiben gelang ihr mit “Die wunderbare Reise des Nils Holgersson” etwas Besonderes. 1909 bekam Selma Lagerlöf den Literatur-Nobelpreis.


Hast du in Norwegen auch Fjorde gesehen?
-- Und ob, obwohl die ja sowas von scheu sind!

Der “bacillus scandinavicus” wird von Befallenen auch als “Schwedenvirus” bezeichnet.
Betroffene treffen sich auf den Seiten von Das Schweden-Forum und vom “DGSF”

Einige sind mondsüchtig, andere nordsüchtig. Da hab’ ich Glück, denn ich bin beides.
Und schwedophil ist er auch noch, der Arme!.

“Der Schwede wimmelt nicht. Er kann nicht wimmeln wie der Deutsche. Dafür wimmeln hier die Seen.

Gerhard Polt über Gewimmel in Schweden. Polt hat Skandinavistik studiert und spricht fliessend schwedisch.

Wenn man einen Schweden fragt, ob er sich in seiner Stuga nicht einsam fühlt, dann kommt nach einem gedehnten Jaahaa: evtl. diese Antwort:
“Im Sommer vermehren wir uns und fischen. Im Winter können wir nicht fischen!”