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Keksbruch

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Keksbruch, ahoi-brause,kientsche-stangen,krebsscheren,hanseat,bärentatzen,Daran muss ich ab und zu denken, was wir uns als Kinder für Süssigkeiten vom Taschengeld gekauft haben.
Natürlich gab es Ahoi-Brausepulver und Kientsche-Stangen, aber da war noch mehr vom Geschmack unserer Kindheit.

Da fallen mir zuerst die Krebsscheren ein, die wir beim “Fischmann” gekauft haben. Von der Krebsschere haben wir das kleinere, beweglichere Teil, das die Grösse und Form eines kleinen Fingers hat von der Krebsschere gelöst und das Krebsfleisch “rausgepult”. Dann wurde dieser Finger mehrfach heiss ausgewaschen, getrocknet und da hinein wurden dann Salmiakpastillen gedrückt.
Dann steckten wir uns diesen Teil der Krebsschere wie einen Lolli in den Mund und saugten und lutschten daran. Das schmeckte nicht nur gut, sondern viel wichtiger, das sah so verdammt cool aus.

Der Hanseat , Keksbruch,Keksbruch, ahoi-brause,kientsche-stangen,krebsscheren,hanseat,bärentatzen,Oder der Geruch von einer Tüte “Keks-Bruch”, die es beim Bäcker um die Ecke gab. In diesen Tüten waren Kekse, die nicht einwandfrei in ihrer Form waren, oder vielleicht zu lange gebacken wurden. Oder die Randstreifen vom Butterkuchen. Wenn die Butterkuchenplatten in Stücke geschnitten wurden, dann schnitt der Bäcker die Kanten 3 cm breit ab. Der Nachteil war, dass es auf diesen Kanten selten gehobelte Mandeln oder Zuckerguss gab. Nur selten waren auf diesen Butterkuchenstreifen die süßen, feuchten Vertiefungen, die, so erfuhr ich viel später, durch die Butterflöckchen beim Backen des Hefeteigs entstehen.
Wenn man Glück hatte, war auch einmal ein gebrochener oder zu dunkler “Hanseat” dabei. “Hanseaten” sind die handtellergrossen Mürbeteigplätzchen, die in den hamburger Farben mit rotem und weissem Zuckerguss verziert sind. (Foto)
Und dann waren vielleicht noch einige gebrochene Bärentatzen; die mit der leckeren Nougatfüllung in der Tüte Keksbruch.

Aber am wichtigsten war, ob in der Tüte eine Rumkugel vom Vortag war. Rumkugeln waren für uns etwas ganz Besonderes, nicht zuletzt weil wir damals noch nicht wussten, dass lediglich Rumaroma verwendet wurde. Wir gingen nämlich davon aus, dass es sich um richtig starken Rum handelte und Horst-Dieter (der als Erster von uns eine Nietenhose hatte) wusste, “der brennt sogar; das ist der gleiche Rum den meine Eltern zu Silvester bei ihrer Feuerzangen-Bowle über den Zucker kippen und dann anstecken.”
Also, wenn man eine Tüte mit einer Rumkugel erwischt hatte, dann setzten wir kleinen Rotzlöffel uns meist auf eine Stufe in einem Treppenhaus und mampften mit allen Sinnen.
Und hinterher kontrollierte man sich auf dem Nachhauseweg, ob man nun nicht doch ein wenig schwankte oder andere Anzeichen eines leichten Rausches vom Rum in der Rumkugel hatte. Denn wie es ist, einen Rausch zu haben, das war noch eines der ganz grossen Geheimnisse für uns.

BS 07/2008

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Früher bei unserem Milchmann, Herrn Roloff: Wenn man da 1/4 Pfund Mortadella bestellte, fragte er immer: “Soll ich es auf Besuch schneiden?”, was bedeutete, extra-dünne Scheiben, damit es nach mehr aussah.

“So, hier dein 1/4 Pfund Mord im Keller!” freute sich Herr Roloff.
Und hier gibt es die ganze Geschichte.